Hochwasserschutz – mehr Sicherheit im Einklang mit der Natur
Aktuelle Anforderungen für ein historisches Bauwerk
Viele Bauten des fast 200-jährigen Linthwerks waren an ihren Belastungsgrenzen angelangt. Das machten die Hochwasserereignisse von 1999 und 2005 augenfällig. Eine Sanierung der bestehenden Schutzanlagen allein hätte die Anforderungen des Hochwasserschutzes aber nicht erfüllen können. Seit längerem fand in der Schweiz ein Umdenken statt: Moderner Hochwasserschutz widersetzt sich der möglichst strikten Kanalisierung der Fliessgewässer. Die seit 1993 gültige Wasserbaugesetzgebung verlangt mehr Raum für die Gewässer und damit verbunden mehr Entwicklungsmöglichkeiten für die Natur. Am neuen Linthwerk wurde der Hochwasserschutz mit dem Projekt Hochwasserschutz Linth 2000 in diesem Sinn verwirklicht.
Verstärkte Dämme schützen vor Hochwasser
In der Linthebene gilt es heute, eine stark angestiegene Bevölkerung, national bedeutsame Infrastrukturanlagen, Wohn- und Industriegebiete und Landwirtschaftsland langfristig und effizient vor Überschwemmungen zu schützen. Darum wurden die Dämme des Linthwerks so verstärkt, dass sie ihre Funktion für die nächsten hundert Jahre erfüllen können und mindestens einem Hochwasser standhalten, wie es sich – laut Statistik – alle hundert Jahre ereignet.
Naturfreundliche Ufersicherungen
Eine Stabilisierung der Ufer ist nötig, wenn Gewässer eingeengt und auf einen bestimmten Verlauf fixiert werden. Die Ufersicherung verhindert, dass sich das Wasser mehr Raum nimmt. Hart verbaute Ufer, wie sie bei der Linthkorrektion im 19. Jahrhundert erstellt wurden, schränken aber das Entstehen von artenreichen Lebensräumen zwischen Wasser und Land ein. Die neuen Flachufer am Linthkanal ermöglichen mehr Natur – bei gleicher Sicherheit.
Zur Sicherung der Dämme dient ein neuer, versteckter Längsverbau aus Steinblöcken des alten Wuhrs. Darüber liegen die neuen kiesigen Flachufer. Sie entwickeln sich zu vielfältigen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere: Bereits über hundert verschiedene Pflanzenarten wachsen hier und die leicht gewellten Uferlinien bieten zahlreichen Fischen ruhigeres Wasser oder Unterschlupf.
Zur Sicherung der Dämme wurden die Steine des alten Wuhres als versteckter Längsverbau eingesetzt. Schematische Darstellung.
Die natürliche Flussbreite wiedergewonnen
In den neuen Aufweitungen des Escher- und des Linthkanals erreicht die Linth wieder die Gerinnebreite, die sie vor der Linthkorrektion im 19. Jahrhundert auf ihrer ganzen Länge hatte. Die Hochwasserschutzdämme sind an den Rand der Aufweitungen verlegt. Die Aufweitungen geben dem Fluss die Möglichkeit zurück, auf einer Teilstrecke sein Gerinne selber zu gestalten, sich zu verzweigen, Kiesinseln zu bilden und laufend wieder umzulagern.
Die Linth und ein Seitengewässer beim Linthbrüggli zwischen Mollis und Näfels vor dem Bau des Escherkanals. Aquarell von Hans Konrad Escher, 1798.